
Die Stückgutlogistik befindet sich im Wandel – und das spürt man an vielen Stellen. Der wirtschaftliche Druck ist hoch, gleichzeitig entstehen durch neue Technologien und veränderte Marktstrukturen auch Chancen. Für viele Unternehmen steht derzeit die Wirtschaftlichkeit klar im Vordergrund – doch wer Prozesse digital denkt und gezielt modernisiert, schafft die Grundlage, um Effizienz und Zukunftsfähigkeit miteinander zu verbinden.
Gleichzeitig erfordern diese Entwicklungen Mut und klare Entscheidungen: Prozesse müssen neu gedacht, Ressourcen gezielter eingesetzt und Digitalisierung als echter Hebel verstanden werden.
Im Gespräch mit Monja Mühling, Geschäftsführerin der Smartlane GmbH, über eine Bestandsaufnahme zum Jahresende 2025 und zum Ausblick auf das neue Jahr wird deutlich: Trotz des hohen Drucks ist in der Branche ein spürbarer Wille vorhanden, Dinge anzupacken und Veränderungen aktiv zu gestalten – aus der Überzeugung heraus, dass Stillstand keine Option ist.
Die Herausforderungen im Stückgutgeschäft sind enorm. Vor diesem Hintergrund: Welche Entwicklungen siehst Du aktuell und wo entstehen Chancen für die Branche auch in 2026?
Das stimmt, das Stückgutgeschäft sieht sich derzeit wachsenden Anforderungen gegenüber. Allein in diesem Jahr gab es viel Bewegung: Geringere Sendungsmengen, Partnerwechsel in Systemkooperationen, die Einführung der E-Rechnungspflicht und steigende Tarife. Gleichzeitig mussten viele Speditionen in den letzten Jahren konsequent die Kosten senken – Investitionen wurden verschoben, Ressourcen reduziert.Weiteres Aufschieben bringt allerdings nichts. Wir sehen die Chance in einem offenen Dialog zwischen Logistikdienstleistern und Digitalisierungspartnern: Es gilt, klar zu benennen, wo die derzeit größten Engpässe oder Schwachstellen liegen. Sei es fehlendes Personal, fehlende Fahrzeuge oder ein knappes Budget: Diese Herausforderungen sind uns bewusst und wir sind bestrebt, gemeinsam Lösungen zu finden, die zum jeweiligen Unternehmen passen. Fast immer gibt es Wege, Schritt für Schritt Entlastung zu schaffen. Und damit meine ich nicht nur uns, sondern sehe es als Aufforderung an alle beteiligten Partner in der Branche. Ich erlebe auch, dass viele diesen Weg bereits aktiv gehen, was mich sehr erfreut.
Was machen die Unternehmen aus Deiner Sicht anders, die mit den aktuellen Herausforderungen besonders gut umgehen?
In den Gesprächen zeigt sich vor allem eines: Es wird nicht nur gehofft, es wird gemacht. Viele schaffen Transparenz in ihren Prozessen, treffen Entscheidungen faktenbasiert und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Statt viele Projekte gleichzeitig zu starten, setzen sie klare Prioritäten und sorgen so für sichtbare Fortschritte.
Investitionen werden gezielt dort getätigt, wo sie schnell Entlastung bringen und nachhaltige Wirkung entfalten – etwa durch effizientere Abläufe oder bessere Datennutzung. Und ja, manchmal gehört dazu auch die berühmte „extra Meile“: neue Prozesse einführen, Routinen hinterfragen, Strukturen anpassen. Das kostet Kraft. Die Anstrengung zahlt sich allerdings aus, weil es die Zukunftsfähigkeit sichert.
Was mir besonders auffällt: Trotz aller Herausforderungen bewahren sich viele Speditionen ihren Optimismus, aber sie verlassen sich nicht aufs Hoffen allein. Sie packen an und setzen um. Genau dieser Pragmatismus, gepaart mit Zuversicht, macht aktuell den Unterschied in der Branche.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Ich kann besonders für den Kernkompetenzbereich von Stückgutspeditionen sprechen, die Disposition. Hier ist die Tourenplanung für viele Unternehmen ein echter Hebel. Wer digital arbeitet, kann kurzfristig flexibler auf Ausfälle oder Mengenänderungen reagieren. Langfristig können Strukturen angepasst werden, beispielsweise eine kosteneffizientere Aufstellung der Flotte oder eine optimierte Aufteilung der Relationen.
Gleichzeitig wird eine gute Datenbasis aufgebaut. Viele Speditionen sind anfangs unsicher, ob ihre Datenqualität ausreicht, die Erfahrung zeigt aber: Auch mit lückenhaften oder inkonsistenten Daten lassen sich Schritt für Schritt Verbesserungen erzielen. Die Nutzung digitaler Tools sorgt außerdem dafür, dass sich die Datenqualität mit der Zeit automatisch verbessert. Digitalisierung in der Tourenplanung bedeutet deshalb nicht nur Effizienz, sondern auch mehr Sicherheit und Verlässlichkeit im Tagesgeschäft.
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang oft unterschätzt wird, ist die Nachhaltigkeit. Der aktuelle Kostendruck stellt meist die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund. Auch wenn sich diese zwei Dinge nicht immer ausschließen, stehen ökologische Kriterien eher nachgelagert auf der Prioritätenliste. Doch sobald die wirtschaftliche Lage wieder Spielräume zulässt, wird auch der Fokus auf CO₂-Reduktion und ökologische Optimierung zurückkehren. Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Wer heute seine Touren transparent und datenbasiert plant, schafft automatisch die Grundlage dafür, nachhaltige Effekte sichtbar zu machen und gemeinsam mit Partnern tragfähige Lösungen umzusetzen. Das Entscheidende ist: Wer jetzt den Grundstein dafür legt, wird in Zukunft nicht nur wirtschaftlich profitieren, sondern auch ökologisch einen Beitrag leisten.
Das Thema Künstliche Intelligenz sorgt in vielen Branchen für Diskussionen. Wie erlebst Du die Reaktionen darauf in der Stückgutlogistik?
Wir erfahren hier eine gewisse Bandbreite: Manche sind neugierig und wollen sofort verstehen, wie KI in der Praxis helfen kann, andere reagieren zunächst skeptisch. Der mögliche Wegfall von Arbeitsplätzen ist eine immer wieder geäußerte Sorge. Unsere Erfahrung zeigt jedoch klar: KI ersetzt nicht, sie entlastet. Gerade in einer Branche, die massiv mit Fachkräftemangel kämpft, ist das eine große Chance. KI übernimmt Routinetätigkeiten und unterstützt bei komplexen Planungsaufgaben, sodass die Disponenten wieder mehr Luft für das haben, was wirklich zählt – Kunden, Service und Ausnahmen im Tagesgeschäft.
Deshalb sehen wir KI nicht als Bedrohung, sondern als Unterstützung für die Menschen, die Tag für Tag Großartiges leisten.
Smartlane begleitet seit fast zehn Jahren Unternehmen in der Transportlogistik – speziell im Bereich der Dispositionsautomatisierung. Welche positiven Erfahrungen aus dieser Zeit möchtest Du besonders hervorheben?
Besonders schätzen wir die Offenheit unserer Kunden. Unternehmen wie Emons, Hartmann International, Hensel Logistik oder Heinz Huber und viele weitere teilen ihre Erfahrungen nicht nur mit uns, sondern auch mit Partnern aus ihren Stückgutkooperationen oder darüber hinaus. Diese Bereitschaft, Wissen und Erfahrungen offen auszutauschen, ist in der Branche nicht selbstverständlich. Sie sorgt aber dafür, dass alle Beteiligten voneinander profitieren und gemeinsam schneller vorankommen.
Gleichzeitig hilft uns genau diese wachsende Offenheit, früh zu erkennen, wo die größten Herausforderungen liegen und welche Lösungen tatsächlich gebraucht werden. Die meisten prozessualen und systemischen Herausforderungen teilen die Netzwerkpartner in den Verbünden miteinander. Diesas ermöglicht es uns, gezielt an den richtigen Stellschrauben zu drehen und Smartlane Transport Intelligence entsprechend weiterzuentwickeln – ein schnelles Weiterkommen auf allen Seiten.
Worauf dürfen sich Speditionen im neuen Jahr 2026 bei Smartlane freuen?
Dieses Jahr hat für uns eine besondere Bedeutung: Smartlane blickt auf zehn Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Ein schöner Anlass, nicht nur zurückzuschauen, sondern vor allem auch nach vorne zu blicken.
In der Stückgutlogistik gehören wir zu den führenden Anbietern für die Dispositionsautomatisierung. Natürlich wird unsere Lösung Smartlane Transport Intelligence kontinuierlich weiterentwickelt – mit Fokus auf den Stückgutbereich, aber da dieser bereits ein sehr komplexer Anwendungsfall ist, kann man mit entsprechender Anpassung der Konfiguration ebenfalls auch andere Bereiche sehr gut damit abdecken.
Neben sehr individuell einstellbaren Mapping-Regeln auf bspw. Kunden- und Fahrzeugebene, haben wir unter anderem eine Reportingmöglichkeit ergänzt, mit der man sich ein umfassendes Bild über die Qualität der Tourenplanung, sowohl mit dem Einsatz von Smartlane als auch im manuell gelösten Prozess ein Bild machen kann. Sie macht KI für Disponenten greifbarer und hilft dabei, Entscheidungen faktenbasiert zu treffen, etwa wenn es um die Bewertung von Gebietsaufteilungen, Auslastung oder Tourenmustern geht. Die Besonderheit: Anpassungen in den Daten oder der Konfiguration werden nicht zwangsweise automatisch durchgeführt, sondern können bewusst in der Hand der Nutzer verbleiben. So behalten Disponenten jederzeit die Kontrolle, können aber gleichzeitig auf datenbasierte Empfehlungen zurückgreifen, um die Datenqualität und damit auch die Planungen gezielt zu verbessern.
Darüber hinaus arbeiten wir intensiv an einer Erweiterung unserer Nutzeroberfläche, die Disponenten zusätzliche Möglichkeiten eröffnet. Der Vorteil: Unternehmen, deren TMS oder ERP nicht auf schnelle, benutzerfreundliche Anpassungen der Tourenplanung ausgelegt ist, gewinnen zusätzliche Flexibilität. Genauso profitieren Unternehmen, die bislang noch kein TMS oder ERP einsetzen. Im klassischen Anwendungsfall bleibt das TMS weiterhin das führende System, daran ändert sich nichts.
Ein abschließendes Wort?
Trotz aller Herausforderungen zeigt die Branche große Stärke – mit Offenheit, Pragmatismus und dem Willen, Dinge wirklich zu verändern. Genau dabei möchten wir unterstützen: ehrlich, partnerschaftlich und lösungsorientiert. Deshalb meine Einladung an alle Transportlogistiker: Gehen Sie offen auf uns zu. Wir hören zu und suchen gemeinsam den besten Weg, um auch Ihre Dispositionsprozesse zu digitalisieren und zu optimieren.
