In der Disposition von Stückgut-Speditionen wird traditionell mit Relationen gearbeitet. Darunter versteht man im Nahverkehr klar abgegrenzte Gebiete, die meist anhand von Postleitzahlen zugeschnitten sind („Relation 1, Relation 2 …“). Dieses Modell hat sich über Jahrzehnte bewährt, weil es Komplexität reduziert und Stabilität schafft. Gleichzeitig bringt es jedoch auch Nachteile mit sich. Die entscheidende Frage lautet daher: Sind die bestehenden Relationen noch zeitgemäß – oder blockieren sie heute mehr, als dass sie nützen?
Warum Speditionen mit Relationen arbeiten
Dass Relationen bis heute das Rückgrat vieler Stückgut-Netzwerke sind, hat mehrere Gründe. Zum einen werden viele Touren über Subunternehmerverträge abgedeckt, die feste Zuordnungen verlangen. Zum anderen steigern Relationen die Fahrerzufriedenheit: Wer regelmäßig „sein“ Gebiet fährt, kennt sich aus, fühlt sich wohler und identifiziert sich stärker mit der Aufgabe.
Auch aus Kundensicht haben Relationen Vorteile. Stammfahrer kennen Ansprechpartner, Rampen und Besonderheiten vor Ort. Das sorgt für eine schnellere Abwicklung, höhere Servicequalität und engere Kundenbindung. Gleichzeitig reduziert sich der Planungsaufwand: Statt das gesamte Zustellgebiet jeden Tag neu zu ordnen, zerlegen Disponenten ein großes Problem der Tourenplanung in mehrere kleinere. Im Extremfall bleibt am Ende nur noch eine Reihenfolgenplanung innerhalb der Relation.
Die Vorteile von Relationen
Aus Speditionssicht haben Relationen handfeste Vorzüge:
- Komplexitätsreduktion: Disponenten konzentrieren sich auf klar abgegrenzte Planungsräume.
- Verkürzte Stoppzeiten durch Routine: Fahrer sparen Zeit, weil sie Abläufe und Ansprechpartner kennen.
- Servicequalität und langfristige Beziehungen: Kunden fühlen sich durch Stammfahrer gut betreut.
- Fahrerbindung: Ein „eigenes“ Gebiet erhöht Zufriedenheit und Loyalität.
Die Nachteile von Relationen
Doch der Preis dafür kann hoch sein. Künstlich gesetzte Grenzen können gleichzeitig verhindern, dass Touren wirklich optimal geplant werden und das volle Potential ausgeschöpft werden kann. Typische Nachteile einer relationsbasierten Tourenplanung sind:
- Begrenztes Optimierungspotenzial: Künstliche Grenzen verhindern, dass Touren wirklich frei und optimal kombiniert werden.
- Veraltete Relationen: Viele wurden vor Jahren definiert und passen nicht mehr zu heutigen Sendungsmengen und Kundenstrukturen.
- Fehlende Flexibilität: Kurzfristige Auftragsschwankungen oder Krankmeldungen lassen sich nur schwer abfangen.
- Pfadabhängigkeit: Fahrer wollen ihre Relationen nicht abgeben, selbst wenn eine Umstellung sinnvoll wäre.
- Eingeschränkte Ortskenntnis: Fahrer, die nur „ihre“ Relation kennen, benötigen bei Vertretungen mehr Zeit.
Wann sind relationen also sinnvoll?
Relationen sind also weder grundsätzlich gut noch schlecht. Sie sind ein Werkzeug, das in bestimmten Situationen hilfreich ist – und in anderen eher hinderlich.
Sinnvoll sind sie, wenn Servicequalität und Stabilität im Vordergrund stehen, wenn Sendungsmengen relativ konstant bleiben oder wenn Subunternehmerverträge feste Gebiete vorgeben. Natürlich ist sie auch dann von Vorteil, wenn die Disposition manuell schnell und überschaubar funktionieren muss und die Prozesse in der Halle keine flexiblen Tourenpläne zulassen.
Problematisch können sie werden, wenn Flexibilität gefragt ist – etwa bei schwankenden Mengen, akutem Fahrermangel oder unter dem Druck, Kosten und CO₂-Emissionen zu senken.
Drei Szenarien, Wie Relationen mit moderner Tourenplanung neu gedacht werden können
Viele Stückgutspeditionen arbeiten nach wie vor mit festen Relationen. Fahrer bedienen Stammgebiete, Disponenten planen innerhalb (klarer) Gebietsgrenzen. Mit dem Einsatz moderner Tourenplanungssoftware eröffnen sich jedoch neue Möglichkeiten: Strukturen lassen sich neu zuschneiden, Szenarien durchspielen und Optimierungspotenziale sichtbar machen.
Im Wesentlichen gibt es drei Optionen:
1. Kleine Relationen: Stabilität mit Kontrollaufwand
Wer die bekannten Strukturen beibehält, reduziert Komplexität und sorgt für hohe Fahrer- und Kundenzufriedenheit. Mit einer Software lassen sich diese Relationen aber regelmäßig überprüfen: Sind die Zuschnitte noch sinnvoll? Stimmen die Stopps mit den tatsächlichen Sendungsmengen überein?
Nutzen der Software: Automatisierte Analysen zeigen, welche Relationen ungleich ausgelastet sind. Anpassungen können gezielt und faktenbasiert erfolgen, ohne die gesamte Struktur infrage zu stellen.
2. Größere Relationen: Die goldene Mitte
Die Bündelung mehrerer kleiner Relationen schafft größere Planungsräume. Fahrer bleiben in vertrauten Regionen, doch die Disposition erhält deutlich mehr Spielraum. So lassen sich Optimierung und Service besser in Einklang bringen.
Nutzen der Software: Simulationen verdeutlichen, wie sich Auslastung, Kilometer und Fahrzeiten verändern, wenn Relationen neu zugeschnitten werden. Auf dieser Basis kann die „goldene Mitte“ gefunden werden, die Servicequalität und Effizienz vereint.
3. Freie Planung: Maximale Flexibilität, aber radikal
Die radikalste Variante: Touren werden jeden Tag neu berechnet, völlig unabhängig von festen Relationen. Das ermöglicht maximale Flexibilität und Kosteneffizienz, setzt aber eine durchgängige digitale Steuerung voraus, digitale Unterstützung in der Versandhalle und erfordert neue Denkmuster in der Organisation.
Nutzen der Software: Automatisierte Optimierung prüft Millionen Kombinationsmöglichkeiten in Sekunden und liefert Disponenten konkrete Vorschläge. Aus einem ehemals unüberschaubaren Problem wird ein handhabbarer Entscheidungsprozess.
Fazit
Ob kleine Relationen beibehalten, größere Einheiten geschaffen oder die freie Planung eingeführt wird – der Schlüssel liegt in der Softwareunterstützung. Sie macht sichtbar, welche Potenziale in der bestehenden Struktur stecken, und gibt Disponenten die Sicherheit, auch radikale Veränderungen fundiert zu bewerten.
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